Gläserne Bürger: Wie digitales Geld unsere Privatsphäre auflöst

Was kaufen Sie manchmal und haben dabei ein klein wenig ein merkwürdiges Gefühl, weil jemand, den Sie kennen, das sehen könnte? Vielleicht schämen Sie sich sogar ein wenig. Weil Sie etwas unheimlich Leckeres gekauft haben, was aber unheimlich ungesund ist? Weil dieses Paar Schuhe zwar toll ist, aber Sie eigentlich gesagt hatten: „Nein, dieses Jahr kaufe ich keine Schuhe mehr!“ Weil Sie vielleicht für Ihr Hobby wieder eine Anschaffung gemacht haben, die Ihre Frau oder Ihren Mann die Haare ob der „Verschwendung“ raufen lässt. 

Jetzt stellen Sie sich bitte vor, Sie hätten dieses ungute Gefühl immer, ständig, wenn Sie etwas kaufen, weil Sie wissen, in diesem Moment schaut Ihnen jemand über die Schulter. Da ist jemand, der hat jeden Einkauf, jede Transaktion, jeden Ihrer finanziellen Schritte im Blick. Das wäre dann die Welt, in der wir leben, wenn das Bargeld abgeschafft wäre und digitales Geld die Privatsphäre auflöst …

Wer sieht, was Sie kaufen?

Immer öfter hören wir vom digitalen Euro. Einige sagen, er sei modern und praktisch. Doch viele Menschen haben Sorgen. Auch ich. Denn digitales Geld kann unsere Privatsphäre schwächen. Und ohne Privatsphäre gibt es weniger Freiheit.

Wenn Sie mit Bargeld bezahlen, ist der Kreis der Menschen, die wissen, was Sie gekauft haben, klein. 

Bei digitalem Geld funktioniert das anders. Jede Zahlung hinterlässt eine Datenspur. Ort, Uhrzeit, Betrag – alles wird gespeichert. 

Manche sagen: „Das ist egal, ich habe nichts zu verbergen.“ Doch Privatsphäre ist ein Grundrecht. Sie schützt uns davor, dass andere zu viel über uns wissen.

Wie können Daten genutzt werden?

Wenn jede Zahlung sichtbar ist, entstehen genaue Profile von Ihnen. Es ist zu sehen und kann gespeichert werden, was Sie essen, wo Sie sich bewegen, welche politischen Gruppen Sie unterstützen, welche Krankheiten Sie haben. Was kaufen Sie und was sagt das alles über Sie aus? Schauen Sie sich nur die Einkäufe einer Woche an und Sie bekommen davon ein Bild.

Diese Daten könnten für Werbung genutzt werden. Oder für Entscheidungen, die Sie betreffen.

Ein Beispiel: Was, wenn Ihre Krankenkasse sieht, dass Sie oft Süßigkeiten oder Alkohol kaufen? Vielleicht bekommen Sie dann schlechtere Konditionen. Vielleicht werden Sie beurteilt, obwohl niemand den ganzen Hintergrund kennt.

Auch staatliche Stellen könnten Zugriff erhalten.

CBDCs: No way out

Der digitale Euro wäre eine sogenannte digitale Zentralbankwährung (CBDC). Viele Experten warnen, dass solche Systeme theoretisch sehr stark gesteuert werden könnten. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind von diesem System abhängig, weil Bargeld abgeschafft ist, weil es keine andere Möglichkeit gibt, etwas zu bezahlen, als eben durch dieses System. Kein Entkommen, no way out …

Was passiert dann?

Es könnte passieren, dass Ihnen Geld nur noch für bestimmte Käufe freigegeben wird. Dass Ihre Ausgaben begrenzt werden. Das Sparen erschwert wird, weil nur Konsum Gewinne generiert und Erspartes und aufgebautes Vermögen Sie unabhängiger machen. Apropos Abhängigkeit: Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Sie kein Geld zur Verfügung hätten, um in Urlaub zu fahren, einen Tagestrip über die Grenze zu machen, in die Schweiz, nach Frankreich oder in die Niederlande, Dänemark, Polen, Tschechien … – weil Ihnen der einzige Geldhahn, den Sie haben, das digitale Geld, zugedreht wurde? No way out …

Bargeld ist mehr als ein Stück Papier – es ist ein Schutzraum für unsere Privatsphäre.

Ob wir in Zukunft gläserne Bürger werden, hängt davon ab, wie viel Freiheit wir bereit sind aufzugeben. Und wie laut wir sagen: Privatsphäre ist wichtig – auch beim Bezahlen. Unterschreiben Sie also am besten gleich hier die Petition „Lasst uns unser Bargeld!“

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