Psychotrick am Konto: Wie digitales Geld unser Konsumverhalten verändert

Sie halten einen 50-Euro-Schein in der Hand. Er ist real. Sie können ihn fühlen, falten, wegstecken. Wenn Sie ihn ausgeben, spüren Sie sofort: Jetzt haben Sie weniger Geld.
Beim digitalen Bezahlen ist das anders. Ein Klick – und das Geld ist weg. Kein Schmerz, keine Sekunde des Nachdenkens. Genau hier beginnt der „Psychotrick am Konto“.

Wisch und weg

Viele Studien zeigen: Menschen geben mehr Geld aus, wenn sie digital bezahlen. Warum? Weil das Geld weniger „spürbar“ ist. Es fühlt sich nicht an wie etwas, das du verlierst. Du tippst, wischst, bestätigst – und schon ist der Kauf erledigt. Ein wenig wie bei der alten Werbung für Küchentücher: „Ein Wisch und weg“. Das macht unser Konsumverhalten schneller und oft unüberlegter.

Früher hat es sich unangenehm angefühlt, einen großen Schein aus der Hand zu geben. Dieser kleine Schmerz hatte aber eine wichtige Funktion: Er machte uns bewusst, was wir tun. Bargeld zwingt uns, über unsere Entscheidungen nachzudenken. Digitales Geld nimmt uns diesen Moment der Vorsicht.

Doch das geht noch tiefer – bis in die Psychologie der sogenannten Zeitpräferenz. 

Lieber heute als morgen

Der Begriff der Zeitpräferenz klingt kompliziert, ist aber einfach: Menschen bevorzugen Dinge, die sie sofort bekommen können, statt später. Wer ungeduldig ist, konsumiert heute lieber als morgen. Wer geduldiger ist, spart eher und plant langfristig. Eine hohe Zeitpräferenz äußert sich im sofortigen Konsum, während eine niedrige Zeitpräferenz sich im Sparen für eine zukünftige Belohnung zeigt.

Ihre Zeitpräferenz beeinflusst also, wie Sie Vermögen aufbauen, wie Sie sparen und wie Sie investieren. Sie entscheidet mit darüber, ob Sie heute etwas Schönes kaufen oder ob Sie lieber auf eine größere Anschaffung in der Zukunft hinarbeiten.

Digitales Bezahlen verstärkt eine hohe Zeitpräferenz und eine „lieber heute als morgen“-Haltung – und zwar unbewusst. Es macht sofortigen Konsum noch einfacher. Wenn Bargeld verschwindet, wird dieser Effekt also stärker. Die Versuchung, jetzt sofort zu kaufen, wächst.

Dabei ist gerade die Fähigkeit, zu warten und zu sparen, entscheidend für Wohlstand. 

Bargeld hilft uns dabei. Es macht unseren Konsum sichtbar. Wir sehen, was wir haben. Wir spüren, was wir ausgeben. Es verlangsamt uns – und genau das ist oft gut.

Entscheidung über unsere Zukunft

Wenn die Gesellschaft komplett auf digitales Geld umstellt, wird der natürliche Impuls des „Ich will es jetzt!“ stärker. Die Sparquote kann sinken. Menschen könnten unbewusster handeln. Langfristige Ziele verlieren gegen schnelle Wünsche. Das schadet am Ende nicht nur dem Einzelnen, sondern auch der gesamten Wirtschaft.

Würden die Menschen den Fokus zu 100 Prozent auf den Gegenwartskonsum legen, wären die Güter in absehbarer Zeit aufgezehrt. Die Möglichkeit, in zeitaufwendige und kapitalintensive Produktionsmethoden zu investieren, wäre nicht gegeben. Der Preis des Kapitals (der Zins) würde aufgrund der absoluten Knappheit ins Unermessliche steigen. Eine derartige Volkswirtschaft würde sämtliche Kapitalgüter (Produktionsmittel) abwirtschaften. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Niedergang wären vorprogrammiert. Knappheit, Mangel, Not und Elend wären die Folge. 

Bargeld ist also mehr als ein altes Zahlungsmittel. Es ist ein Werkzeug für Bewusstheit. Es schützt uns auch vor uns selbst. Und es erinnert uns daran, dass jede Entscheidung über Geld eine Entscheidung über unsere Zukunft ist. 

PS: Hier finden Sie die Petition „Lasst uns unser Bargeld!“ für Ihre Unterschrift oder um sie mit anderen Menschen zu teilen.

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